Bibelseite

Geistliches Wort

Passion

„Jesus Christus ist um unser Missetat willen verwundet und um unser Sünde willen zerschlagen; die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Friede hätten und durch seine Wunden sind wir geheilet!“ Das ist der Text des ersten Stückes der Markuspassion aus der Bachzeit, die wir als Heinrich-Schütz-Kantorei aufführen wollen. Der Text steht fast genauso beim Propheten Jesaja im 53. Kapitel. Nur Jesus Christus wird dazu gesetzt. Ich frage mich: Wieso soll er um unserer Sünde willen leiden? Dass wir an seinem Leiden und Tod sehen, wie sehr Sünde Menschen leiden lässt, das leuchtet mir ein. Aber wieso der Gedanke von Strafe? Ich versuche, dem alten Text näher zu kommen, indem ich mir einen Streit vorstelle. Zwei Parteien  haben sich gegenseitig bekämpft und werfen sich gegenseitig Schuld vor. Einer steht in der Mitte. Er repräsentiert beide Seiten. Er will vermitteln – und scheitert. Beide Seiten, Gott und Menschen, wenden sich ab oder lassen ihren Ärger an ihm aus. Dann sehen sie noch einmal genau hin, sehen den Leidenden und besinnen sich angesichts des Kreuzes: Ostern ist das Umdenken Gottes. Das Bekenntnis zu Jesus als dem Mittler ist das Umdenken des Menschen.

Und danach? Es gibt immer noch Streitpunkte: Wir werden Gottes Willen nicht gerecht und wir fragen Gott: „Wie kannst Du DAS zulassen!“ Aber dieser Streit ist eingebettet in den prinzipiellen Frieden zwischen Gott und uns. Dieser Friede steht durch Jesus Christus, und die Tage von Karfreitag bis Ostern sollen uns an diesen Frieden erinnern.

Jochen Hose, März 2023

 

 

Von Gott gesehen

 

»Ich sehe was, was Du nicht siehst und das ist…« Sie kennen vermutlich das Kinderspiel, bei dem man einen Gegenstand in der Umgebung finden muss, der die genannte Farbe hat. Wie mag es da wohl Gott gehen? Als Schöpfer des Universums alles im Blick zu haben, muss hart sein. Wenn ich ehrlich bin, zweifele ich bei der aktuellen Weltlage manchmal daran, ob Gott wirklich alles sieht. Oder ist er vielleicht wie ein Elternteil, das den riesigen lila Luftballon bei »Ich sehe was, was Du nicht siehst« absichtlich übersieht? Oder lässt er uns Menschen sehenden Auges unsere Freiheiten und greift nicht ein, damit wir daran wachsen? Die Frage, warum Gott etwas übersieht, ist kaum zu beantworten und wahrscheinlich findet sich je nach Lebenssituation eine unterschiedliche Antwort darauf.

Ein zweiter Gedanke: Will ich denn überhaupt, dass Gott alles von mir sieht? Manchmal fühle ich mich wie das spielende Kind, das eine diebische Freude daran hat, wenn es etwas heimlich ausheckt. Oftmals fühle ich mich als Pastor, als Vater, als Mensch zu sehr beobachtet und bewertet. Die Wenigsten mögen es, wenn sie das Gefühl haben, dass Ihnen jemand über die Schulter schaut. Das mag ich schon bei meinen Mitmenschen nicht und ein Gott, der mir über die Schulter schaut, ist mir unangenehm.

Doch brauche ich Gott. Da stärkt mich die Jahreslosung 2023. Denn da ist jemand verzweifelt, da braucht noch jemand Gott. Hagar die Magd Abrahams ist geflohen und weiß nicht weiter mit sich und dem Kind in ihrem Bauch. Als ihr ein Engel erscheint und ihr die Lösung ihrer Probleme aufzeigt, bekennt Hagar: »Du bist ein Gott, der mich sieht!« (1Mose 16,13). So wünsche ich mir, so wünsche ich uns Gott. Ich wünsche mir keinen Gott, der meine Probleme übersieht. Keinen Gott, der mir über die Schulter sieht und all mein Tun bewertet. Sondern ich wünsche mir einen Gott, der mich ansieht, wie ich bin, der sieht, was ich brauche. Damit auch ich wie Hagar sprechen kann: »Du bist ein Gott, der mich sieht!«

Tim Schedel, Januar 2023

 

 

 

Bekennen

Bekenne Dich!
Erkennst Du nicht
Dass Du Dich erst
Kennenlernst
Um zu erkennen
Wozu zu bekennen.

Come – out
Steh zu Dir selbst
Bekräftigen, bestärken
Ist nicht nur – wenngleich auch –
Konfirmand:innenart
Bekräftige, bestärke
Was Dich
Im Innersten
Zusammenhält

Bekennen
Nicht einzig allein
Ja, auch in Gemeinschaft
Erkennen
Was Gemeinschaft braucht
Große Worte – nicht klein gemacht
Glaube. Hoffnung. Liebe.
Für jede:n und zusammen
In Frieden leben
Und lieben.

Lass Dich erkennen
Damit wir Dich kennen.
Einander erkennen.
Zueinander bekennen.
In Einem ist's
Unser Leben und Lauf.

Daniela Meyer, September 2022

Sommerpredigtreihe 2022 - Gottesbilder

In der Sommerpredigtreihe haben wir uns mit den Vorstellungen und dem Sprechen von Gott auseinander gesetzt. In einem Gottesdienst für Groß und Klein und Mittendrin haben wir uns auf die Suche gemacht und die Spuren Gottes in Natur und Schöpfung betrachtet (Pastorin Meyer). Dieser Gottesdienst hat von der Aktion gelebt. 

Am 10. August hat Professor Müller das Gottesbild der religiösen Erfahrung anhand der Biographie des Paulus nach der Apostelgeschichte beleuchtet. Gotteserfahrung hat immer eine verändernde Dimension.

Am 17. August hat Pastorin Hose unter dem Titel "Wenn der Herr geht, kommt die Geistkraft - die geschlechtliche Vielfalt der Gottesbilder" für die Beachtung der Fülle biblischer Gottesbilder geworben. Zum Download finden Sie die Predigt hier: Geschlechtliche Vielfalt

Am 24. August Hat Pastor Hose unter dem Titel "Die Nacht der Bildlosigkeit" auf die philosophische und religiöse Entwicklung geschaut, die die ungebrochene Verwendung von Gottesbildern unmöglich macht. Den Text finden Sie hier: Nacht der Bildlosigkeit

Am 31. Juli predigte Pastor Schedel über das Thema „Gott - Mensch - Technik. Eine Konfliktgeschichte!?“ Die Predigt wurde strukturiert durch die Erzählung vom Turmbau zu Babel (Gen 11), einem Abschnitt aus der Bergpredigt (Mt 6) sowie einem aktuellem Beispiel; der künstlichen Intelligenz in autonom gelenkten Fahrzeugen. Den Text finden Sie hier: Gott-Mensch-Technik

Am 7. August nahm die Religionswissenschaftlerin Dr. Gripentrog-Schedel das Thema der Predigtreihe unter folgender Perspektive auf: Was, wenn die Gesamtheit der Schöpfung göttlich wäre? Sie stellte verschiedene Text zu ›Gaia‹ vor und lenkte hiervon den Blick auf die Klimakrise. Zum Nachlesen: Gott und Gaia

Zum Abschluss (14.8.) ist Professor Schilling der Frage nach der Identität Gottes angesichts der Vielfalt der Gottesbilder und Gotteserfahrungen nachgegangen. Er griff dabei auf den Gedanken Luthers zurück: "Ein Gott heißet das, dazu man sich versehen soll alles Guten und Zuflucht haben in allen Nöten. Also daß ein Gott haben nichts anders ist, denn ihm von Herzen trauen und gläuben, es ich oft gesagt habe, daß alleine das Trauen und Gläuben des Herzens machte beide Gott und Abegott. ... Worauf Du nu (sage ich), Dein Herz hängest und verlässest, das ist eigentlich Dein Gott." (Großer Katechismus zum 1. Gebot - alte Schreibweise). Luther gibt als Beispiel für den Abgott das Vertrauens auf Reichtum. Der Gott der biblischen Botschaft wird im "Du" oder Namen deutlich, der in Segensformeln des 1. Testamentes oder in Jesus Christus genannt wird.

Aus dem Gemeindeleben

Aktuelles

Mittwoch, 31.05.2023

Gute-Nacht-Andacht und Klönschnack zur Elternzeit von Pastorin Daniela Meyer

Am 15. Juni 2023 zwischen 16 und 18 Uhr laden wir Groß, Klein und Mittendrin zu einem geselligen Beisammensein in dem Gemeindezentrum der St. Ansgarkirche ein.

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Samstag, 20.05.2023

This is me -

In einer Fotoausstellung werden Porträts und Geschichten von Menschen zu sehen sein, die alle eines gemeinsam haben: Sie bewegen sich sowohl in einer queeren wie auch in einer religiösen Community. Sie sind lesbisch, schwul, bisexuell, trans oder intersexuell und auch muslimisch, jüdisch, buddhistisch oder christlich. Dabei machen sie immer wieder die Erfahrung, einen Teil ihrer Persönlichkeit verstecken zu müssen, weil sie auf Widerstände stoßen. Diese Ausstellung macht sichtbar, wie bunt und vielfältig religiöse Menschen sein können.
Öffnungszeiten der Kirche in der Regel: Mo-Fr. 10-12 Uhr und 14-16 Uhr.

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